Eine Aktion von PERFORMING RESISTANCE

KUNST, UM DIE MAN SICH KEINE SORGEN ZU MACHEN BRAUCHT
Eine Intervention von Performing Resistance bei tanz2000.at

am kärntner wesen
Juli 00 - vor dem Volkstheater

Sabine Sonnenschein

Kulturrisse 00/00 (IG Infoblätter Nr. 64, Okt. 00, IG Kultur Österrreich)

In der Zeit des Arrangements
Performing Resistance in der Staatsoper

"Die Kunst der Stunde ist...abgeschlossen."

"Die Radikalisierung ist so vehement, daß sich aus der Situation eine
zwingende Form ergibt."
"Es erfordert eine ganz andere Art von Wachheit."
"Da alle mit ihrer Zeit- und Geldökonomie so an die Grenzen geraten sind,
ist diese enorme Erschöpfung zu spüren."
"Die Leute sind sich der Lage nicht bewußt; das wird härter werden."

"Was ist Widerstand? Und was ist der Preis dafür?"
"Mit welcher Sprache artikuliere ich Widerstand?"

"Mir fehlen radikalere, wirklich spannende Kunstaktionen."

"Es braucht eine langfristige Front: Militanteres? Eine Art "Focismus"?
"Es kristallisieren sich zwei Punkte heraus:
1. Internationale Kontakte intensivieren & Kooperationen suchen
2. Etwas besetzen und Forderungen stellen" 1

Ein resistent performatives Gefäß metamorphosiert ”, versucht sich, den
veränderten Bedingungen adäquat, neu zu definieren: Inhalt und Struktur von
Performing Resistance werden diskutiert.
Der Zusammenschluß von Theater-, Tanz- und Performanceschaffenden,
KünstlerInnen, VermittlerInnen und TheoretikerInnen, situationsbedingt
entstanden als Aktionsplattform mit dem Ziel, Kunst als aktiven Widerstand
einzusetzen, äußerte sich in Wien seit Anfang Februar 2000 durch Aktionen,
Interventionen im öffentlichen Raum und mediale Statements mit den Mitteln
zeitgenössischer darstellender Kunst. Performing Resistance will irritieren,
auf geplante/bestehende Mißstände aufmerksam machen und, die subtilen
Möglichkeiten der Performance nutzend, Kritik üben.

Der derzeit intern thematisierte Wandel hin zu einem Diskussionsforum plus
Aktionsplattform könnte Sinn machen. Für Diskurs über realpolitisch
kontextualisierte performative Kunstaktionen, für Austausch über
widerständische Strategien und Taktiken wie auch für die Setzung von
radikaleren politischen Kunstaktionen scheint Bedarf gegeben zu sein.

Von Februar bis Mai 2000 wurde der Körper als Zeichen von Widerstand
gesetzt: durch
" tschuldigung - wir wissen, daß ihr lügt" - Körperzeichen,
Handchoreographie, Logo, Videoclips, Flash-Animation & Plakat, "Chor der
Nachbeter mit Basso Obstinato" - Eine Politlitanei - , "Bürgerdienst"- ein
unsichtbares Theater -, die Aktion "Rechtswalzer blauschwarz" am Welttanztag
& Wiener Stadtfest in Kooperation mit volkstanz und bei der Eröffnung der
Wiener Festwochen. Resistance wurde weiters performt bei einer
"Flughafenaktion" und "Hoppaauf Österreich" - eine Ansprache. Neben "live
art & demo" entstand auch die Cd "A - Collage + Chor der Nachbeter".
Alle Aktionen, materialmäßig gut vorbereitet, waren in ihrer Performativität
wenig bis gar nicht erprobt, wurden bei Wiederholung verbessert bzw. dem
Anlaß entsprechend adaptiert; Improvisation und situationsbedingtes Agieren
blieben wichtige Elemente.

Insbesonders die letzte Aktion "Am Kärntner Wesen" “ - eine Intervention bei
tanz2000.at - forcierte die Seite von Performing Resistance, sich in
Opposition zu einem reaktionären und unpolitischen
Gefälligkeitskunstschaffen zu stellen: Die dreiteilige politische
Kunstaktion nahm Foyer und Pausenraum der Wiener Staatsoper und des
Volkstheaters ein, als Intervention in den Kunstraum der großen Bühnen bei
einem eher mainstreamig denn progressiv programmierten, Momente der
Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts reflektierenden Tanz-Festival, und zwar
an den repräsentativsten Abenden (Balllet de l'Opera National de Paris in
der Oper, Merce Cunningham Dance Company im Volkstheater).

"Am Kärntner Wesen" konfrontierte mit "Kunst, um die man sich keine Sorgen
zu machen braucht", indem traditionsbewußt schöne und volkstümelnd brave
Kunst, der durch die (kultur)politisch bedingte Werteverschiebung noch
wesentlich mehr Raum zukommen wird, verzerrt reflektiert wurde.
"Das gefällt Ihnen nicht? Sie werden sich noch wundern!" 4

Teil eins:
Beispiel für eine Kunstform, die ohne Probleme auf dem freien Markt bestehen
kann:
"Das schönste Tal"
Text und Musik: Vetter Orgas KG
(Franz und Andreas M. gewidmet.)
Teil zwei:
Beispiel aus dem Bereich der Literatur:
Von welchem Autor stammt der verlesene Text?
a) Marcel Proust
b) Robert Musil
c) Andreas Mölzer
Teil drei:
Beispiel für eine Neuorientierung: Der Bobby-McGee-Walzer: Freiheit ist nur
ein (anderes) Wort
Zu treffende Maßnahmen:
- Ankauf eines mehrheitsfähigen Instrumentes
- Erschließung geeigneten Melodiematerials für das völkische Liedgut
- Per aspera ad astra (das erste Mal ist es immer am schwersten)

Das dem Schema eines Volkslieds entsprechende Vetter-Orgas-KG-Lied "Das
schönste Tal ist das Genital" zweistimmig vorgetragen, ein Sonic Environment
im Pausenraum mittels als literarisches Rätsel gestalteter Lesung aus
Andreas Mölzers "Der Graue" und der Bobby-Mc-Gee-Walzer auf Akkordeon: diese
drei Aktionen, Prolog, Intermezzo und Epilog mit Interventionscharakter,
wurden im Entree der Bühnentanzkunst plaziert.
Drei PerformerInnen, dem gesellschaftlichen Event Theaterabend entsprechend,
schön, sauber und adrett gekleidet, singen brav ein Lied, lesen etwas vor
und spielen Ziehharmonika. Doch an der Kleidung irritieren die Details, der
Liedtext ist weniger brav als die musikalische Form, die Lesung konfrontiert
mit miserablem Text und der Ziehharmonika-Vortrag zeigt die Aspiration im
Prozeß des kläglichen Übens.

Thematisierten diese drei Teile - artikuliert durch subtile, schräge Komik
der Performance in Kombination mit Klärung des Kontextes mittels Flugblatt -
die Auswirkungen der FPÖVP (Kultur)politik auf das Kunstschaffen der
nächsten Jahre, nämlich zeitgenössische Kunst in einer traditionsbewußte
Angepaßtheit affirmierenden Camouflage, wurde dieser Fokus aufgrund der
situationsbedingten Auseinandersetzung mit dem Veranstalter und den
TheaterleiterInnen durch einen kunstrauminternen Diskurs überlagert.

Für (kultur)politische Inhalte offene Theaterhäuser einzufordern erscheint
deswegen relevant, weil sie denselben Stellenwert wie freie Medien haben
könnten. Wie stark Theaterräume (auch wenn sie von ein und demselben
Festival bespielt werden) gesellschaftlich besetzt sind, wurde bei der
Aktion offensichtlich. "Das Staatsopernpublikum" hat "Am Kärntner Wesen" als
Störung empfunden; Flugblätter wurden zerrissen; es kam zu heftigen
Diskussionen und Äußerungen wie: "...Störung unserer Kunst nun auch schon in
der Oper, nicht nur davor, wie bei Schlingensief.", "Die Linken sollen sich
nicht aufregen. Unsere Kunst war immer da."
Im Volkstheater war das Publikum "gemischt", ein "Danke-für-euer-Engagement"
war zu vernehmen; die Aktion wurde nicht als subversiver Affront rezipiert.

Sich einer klaren Stellungnahme zur Aktion entziehend, versuchte uns der
Veranstalter des Festivals tanz2000.at, Karl Regensburger (Internationale
Tanzwochen Wien), an die Peripherie, bzw. tatsächlich vor die Tür zu
drängen, vor allem aber aus dem Bereich, für den er verantwortlich ist.
Seinerseits kam es zu "Vereinbarungen" mittels einseitigen Diktats, einer
körperlichen Attacke an der Person, die das Geschehen per Video
dokumentierte, letztlich aber zum Signalisieren von Kooperationsbereitschaft
und der Bitte, unsere Aktion an einem weiteren Abend zu wiederholen, da er
im Volkstheater die Bereicherung des Festivals durch das performing
resistente Agieren erkannt hat.

Eine Woche zuvor noch hatte Ioan Holender Regensburger in Aussicht gestellt,
das zweite Stattfinden der Aktion am 20.7. in den Pausenräumen und im Foyer
der Staatsoper als Vetragsbruch seitens des Festivals auszulegen. Worauf
Performing Resistance mit Standtafeln vor der Oper und Flugblättern
("Achtung, Sie betreten politikfreies Terrain! Vermeiden Sie Äußerungen, die
als Stellungnahmen zur politischen Situation verstanden werden könnten!")
reagierte, die gemeinsam mit folgendem offenen Brief an Holender vor der
Abendvorstellung am 20.7. dem Publikum übermittelt wurden.

"Sehr geehrter Herr Holender!

Uns wurde von Herrn Regensburger mitgeteilt, Sie hätten die Festivalleitung
von tanz2000.at aufgefordert, die für Donnerstag, den 20.7.2000 geplante
Wiederholung der am 18.7.2000 durchgeführten Aktion "Am Kärntner Wesen soll
die Republik genesen" im Foyer und Pausenraum des Operngebäudes zu
verhindern, da diese nicht Teil Ihres Vertrages mit dem Festival sei. Sollte
die Aktion trotzdem stattfinden, würden Sie dies als Vertragsbruch
interpretieren und daraus Konsequenzen ziehen. Darüberhinaus wünschten Sie,
die Oper frei von politischen Veranstaltungen zu halten, gewissermaßen als
Raum allein für Ausübung und Genuß von Kunst.

Wenn dies zutrifft, möchten wir folgendermaßen dazu Stellung nehmen:
Unsere Aktion bezieht sich mit den Mitteln der Performance auf die
kulturpolitische Situation; es ist nur logisch, sie an einem Ort der
Kunstrezeption zu präsentieren. Ob "unpolitische Kunst" existiert, ist
höchst zweifelhaft; die Wiener Staatsoper aber, als ein vom Staat
finanzierter Ort für staatliche Repräsentationskunst, kann sich unmöglich
außerhalb des politischen Kontextes definieren. Mit unserer Aktion versuchen
wir darüber zu reflektieren, welcher Geist in der derzeitigen Regierung
weht, welche Normalitäten sich zu konstituieren beginnen.

Persönlich mögen Sie über den Verdacht erhaben sein, Sympathien für die neue
Regierungspartei zu hegen; Sie verweisen darauf, eindeutig politisch
Stellung bezogen zu haben. Das stimmt und war auch angenehm zu hören.
Wir glauben aber nicht, daß "Dagegen-sein" eine ausreichende Strategie im
Umgang mit der derzeitigen Regierung ist.
Wir fordern Sie auf, in den von Ihnen verwalteten Räumen ein kritisches
Hinterfragen der derzeitigen Kulturpolitik zu ermöglichen, auch wenn dies
nicht in Form einer Podiumsdiskussion geschieht.

Wir glauben weiters nicht, daß der drohende Kahlschlag im Kulturbereich an
Ihrem Haus vorübergehen wird; auch bei Ihnen wird die Suche der Regierung
nach den einzusparenden 263 Milliarden Schilling Spuren hinterlassen. Wir
halten es für unerlässlich, daß sich die unterschiedlichen Kunstsparten
solidarisch zeigen und fordern Sie hiermit dazu auf.

Mit der Bitte um eine Stellungnahme grüßen Sie

Amadeus Kronheim und Sabine Sonnenschein
für Performing Resistance"

Freilich hat er nicht geantwortet.
Vielleicht aber gewinnen wir an kritischer Schärfe in der Zeit des
Arrangements.



1) Alle Zitate: Performing Resistance Treffen am 26.9.2000 im Wiener Depot
2) Vgl. Gerald Raunig, Wien Feber Null. Eine Ästhetik des Widerstans,
Turia+Kant: Wien 2000
3) „Am Kärntner Wesen könnte auch diese Republik genesen.‰
(J. H., am 10.10.1989 im Rahmen von Feierlichkeiten zum Kärntner
Abwehrkampf;
zit. nach Hans-Henning Scharsach, Haiders Kampf, S.209)
4) Zit., Flugblatt zur Aktion „Am Kärntner Wesen‰

Sabine Sonnenschein:
Performerin, Choreographin,
vor allem in Wien tätig;
(sonnenschein) ex infra,
Performing Resistance


am kärntner wesen
Juli 00 - im Volkstheater Foyer und Pausenraum


Zur Aktion "Am Kärntner Wesen soll die Republik genesen" oder "Kunst, um
die man sich keine Sorgen zu machen braucht":

Lieben Dank an alle, die dabei waren bzw. uns unterstützt haben!!!!

Diese politische Kunstaktion, eine Intervention an vier Abenden bei
tanz2000.at, wurde zu einem kleinen, recht komplexen Projekt, vor allem da
eine kunstrauminterne Auseinandersetzung als weitere Ebene den eigentlichen
Fokus der Aktion zum Teil überlagert hat.
Für (kultur)politische Diskurse und Aktionen offene Theaterhäuser
einzufordern erscheint relevant!

In der Aktion wurde wieder völlig klar, wie stark Theaterräume (auch wenn
sie von ein und denselben Festival bespielt werden) gesellschaftlich
definiert sind.
"Das Staatsopernpublikum" hat unsere Aktion als Störung empfunden;
Flugblätter wurden zerrissen; es kam zu heftigen Diskussionen.
Quotes:
- "Störung unserer Kunst nun auch schon in der Oper, nicht nur davor, wie
bei Schlingensief."
- "Die Linken sollen sich nicht aufregen. Unsere Kunst war immer da."

Im Volkstheater war das Publikum gemischt.
Quotes:
"Danke für euer Engagement!"
Also eher ein Heimspiel...

Ad 27.7.: Opulente Performance des Polizeiaufgebots für die
Donnerstagsdemo-Reste vor dem Volkstheater genau zu dem Zeitpunkt, als nach
der Vorstellung das Publikum durch das Foyer, in dem der dritte Teil unserer
Aktion stattfindet, ins Freie strömt, konfrontierte die TheaterbesucherInnen
heftig mit der politischen Situation, dem Normalisierungsbestreben.
Sehr spannende Situation: Politische Kunstaktion im Foyer des Kunstraums
überlagert sich mit Realperformance!

Schade, daß Karl Regensburger erst zuletzt Kooperationsbereitschaft gezeigt
hat und uns gebeten hat, die Aktion am 29.7. im Volkstheater zu
wiederholen!!!
******************************
Die für Donnerstag, den 20.7.2000, angekündigte Wiederholung der am 18.7.
durchgeführten Performing Resistance Aktion
"Am Kärntner Wesen soll die Republik genesen"
konnte aufgrund des Drucks vonseiten des Staatsoperndirektors Holender nicht
im Operngebäude stattfinden.

Die Tatsache, daß damit eine politische Kunstaktion in den Räumen der Oper
verhindert wurde, hat Performing Resistance am 20.7. durch Warntafeln vor
dem Haus mit dem Text:
"Achtung! Sie betreten politikfreies Terrain!"
,
Verteilen von Flugblättern vor Beginn der Vorstellung sowie durch einen
offenen Brief an Direktor Holender thematisiert.
******************************

ACHTUNG !
SIE BETRETEN POLITIKFREIES TERRAIN!

Singen Sie keine kritischen Lieder in der Oper!

Vermeiden Sie Äußerungen, die als Stellungnahmen zur politischen
Situation verstanden werden könnten!

ABSAGE:

Die Performing Resistance Aktion „Am Kärntner Wesen soll die Republik genesen“ oder „Kunst, um die man sich keine Sorgen zu machen braucht“ konnte, am 20.7. 00 , im Zuge von tanz2000.at im Foyer der Wiener Staatsoper nicht stattfinden, da die Direktion der Oper dieser politischen Kunstaktion keinen Raum gewährt.

SIE VERSÄUMEN:

Ein Beispiel für Kunst, die ohne Probleme auf dem freien Markt bestehen kann:
„Das schönste Tal ist das Genital“, ein Lied für zwei Stimmen

Ein Beispiel aus dem Bereich der Literatur: Ein literarisches Gewinnspiel

Ein Beispiel für eine Neuorientierung: Freiheit ist nur ein (anderes) Wort;
„Me and Bobby McGee“ als Walzer auf dem Akkordeon.

Mit dem Ausdruck des Bedauerns
Performing Resistance

Kontakt:
sabine.sonnenschein@wuk.at


Informationsmaterial zur Aktion
"Am Kärntner Wesen soll die Republik genesen"


KUNST, UM DIE MAN SICH KEINE SORGEN ZU MACHEN BRAUCHT
Eine Intervention von Performing Resistance bei tanz2000.at


Termine:
18.7. & 20. 7. im Foyer der Wiener Staatsoper, ab 20 Uhr
25.7. & 27. 7. im Foyer des Volkstheaters, ab 20 Uhr 30


Performing Resistance setzt die dreiteilige Aktion
"Am Kärntner Wesen soll die Republik genesen"
bei je zwei Aufführungen des Ballet de l'Opera National de Paris sowie der Merce Cunningham Dance Company in Foyer und Pausenraum der Wiener Staatsoper und des Volkstheaters.


"An Kärntens Wesen könnte auch diese Republik genesen"
meinte Jörg Haider am 10.10. 1989 im Rahmen der Feierlichkeiten zum Kärntner Abwehrkampf. Elf Jahre danach scheint die Zeit gekommen, ein Resumee des bisher Erreichten zu ziehen und eine Hochrechnung auf das noch Kommende zu erstellen.

AM KÄRNTNER WESEN SOLL DIE REPUBLIK GENESEN


Vieles deutet darauf hin, daß sich das Erscheinungsbild zeitgenössischer Kunst aus Österreich in naher Zukunft wird wandeln müssen.
Frühzeitiges Erfassen der sich ändernden Parameter erleichtert die Umstellung und fördert die ästhetische Wellness.

Ein Service von Performing Resistance.


Teil 1: Das schönste Tal ist das Genital: Zweistimmiger Vortrag des gleichnamigen Liedes der Gruppe "Vetter Orgas".

Beispiel für eine Kunstform, die ohne größere Probleme auf dem freien Markt bestehen kann:

Das schönste Tal
Text und Musik: Vetter Orgas KG

Das schönste Tal ist das Genital, Genital, Genital,
Das schönste Tal ist das Genital, Genital bei da Nacht.
Jaja, jaja, das Genital, das Genital, das Genital
Jaja, jaja, das Genital, das Genital bei da Nacht.

Das beste Bett ist Elisabeth...

Der größte Aal ist der Sexual...

Das beste Mus ist das Orgasmus....
Franz und Andreas M. gewidmet


Teil 2: Ein literarisches Rätsel

Beispiel aus dem Bereich der Literatur: Von welchem Autor stammt der verlesene Text?
Schauen Sie vorbei, raten Sie selbst...


Teil 3: Freiheit ist nur ein (anderes) Wort: die Walzerversion des Liedes "Me and Bobby McGee", dargeboten auf dem Akkordeon.

Beispiel für eine Neuorientierung


Zu treffende Maßnahmen:

Ankauf eines mehrheitsfähigen Instrumentes
Erschließung geeigneten Melodiematerials für das völkische Liedgut
Per aspera ad astra (das erste Mal ist es immer am schwersten).


REFLEXION:


Die als kleine Intervention gedachte Aktion "Am Kärntner Wesen soll die
Republik genesen" oder "Kunst, um die man sich keine Sorgen zu machen
braucht" ist zu einem komplexeren Projekt geworden.
Der eigentliche Fokus der Aktion - artikuliert durch subtile, schräge Komik
der Performance in Kombination mit Klärung des Kontextes mittels Flugblatt -
ist aufgrund des Thematisierens des Diskurses mit dem Veranstalter und den
TheaterleiterInnen über die Aktion durch eine kunstrauminterne
Auseinandersetzung zum Teil überlagert worden.
Für (kultur)politische Diskurse und Aktionen offene Theaterhäuser
einzufordern erscheint allerdings relevant, denn sie könnten denselben
Stellenwert wie freie Medien haben.



Karl Regensburger (Internationale Tanzwochen Wien; Veranstalter des
Festivals tanz2000.at) verweigerte eine klare Stellungnahme zur Aktion und
versuchte uns an die Peripherie, bzw. vor die Tür zu drängen, möglichst weg
vom Publikum, bzw. vor allem aus dem Bereich, für den er verantwortlich ist.
Ioan Holender hat Regensburger in Aussicht gestellt, das zweite Stattfinden
unserer Aktion am 20.7. in den Pausenräumen und im Foyer der Staatsoper als
Vetragsbruch seitens des Festivals auszulegen.
Darauf haben wir mit Warntafeln und Flugblättern vor der Oper und einem
offenen Brief an Holender reagiert.
Seitens Regensburgers kam es danach zu "Vereinbarungen" mittels einseitigen
Diktates, einer körperlichen Attacke an der das Geschehen mittels Video
dokumentierenden Person (am 25.7.)...., d.h. viel Energieaufwand an einer
für Performing Resistance tatsächlich wenig interessanten Front.
Regensburger hat erst zuletzt Kooperationsbereitschaft gezeigt und uns
gebeten, die Aktion am 29.7. im Volkstheater zu wiederholen, wohl weil an
diesem Ort der Großteil des Publikums die Aktion nicht als subversiven
Affront empfand und er erkannt hat, daß wir eine Bereicherung des Festivals
einbringen und Kooperation Sinn machen könnte.


Wie stark Theaterräume (auch wenn sie von ein und demselben Festival
bespielt werden) gesellschaftlich besetzt sind, wurde bei der Aktion
offensichtlich.
"Das Staatsopernpublikum" hat unser Agieren als Störung empfunden;
Flugblätter wurden zerrissen; es kam zu heftigen Diskussionen.
Zitate:
- "Störung unserer Kunst nun auch schon in der Oper, nicht nur davor, wie
bei Schlingensief."
- "Die Linken sollen sich nicht aufregen. Unsere Kunst war immer da."

Im Volkstheater war das Publikum gemischt.
Zit:::
- "Danke für euer Engagement!"


Am 27.7. wird die politische Kunstaktion im Foyer des Kunstraums von einer
Realperformance überlagert:
Opulente Performance des Polizeiaufgebots für die Donnerstagsdemo-Reste vor
dem Volkstheater genau zu dem Zeitpunkt, als nach der Vorstellung das
Publikum durch das Foyer, in dem der dritte Teil unserer Aktion stattfindet,
ins Freie strömt, konfrontierte die TheaterbesucherInnen mit der politischen
Situation, dem Normalisierungsbestreben.


(Sabine Sonnenschein)

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